Zambia
Von Katima Mullilo gibt
es zwei Wege nach Zambia. Einer führt rechts des Zambezi durch Namibia und
Botswana nach Kazungula (Botswana). Früher gab es hier eine Fähre über den
Zambezi auf die zambische Seite, die wir vor 11 Jahren genutzt haben. Der
Grenzübertritt damals war ziemlich chaotisch, zahlreiche Buden, an denen
irgendwas bezahlt werden musste wie Straßengebühren, CO2-Gebühren, Versicherung
und und und, was ewig gedauert hat und uns das Gefühl gab, jetzt ins „richtige
Afrika“ einzureisen. Heute gibt es da eine neue Brücke. Die andere Route führt
bei Katima über die Grenze und eine Zambezi-Brücke und dann auf einer Hauptstraße
links des Zambezi über Kazungula (Zambia) nach Livingstone an den
Viktoria-Fällen. Da wir die andere Strecke schon mehrfach gefahren waren und
diesmal auch einen weiteren Grenzübertritt nach Botswana sparen wollen,
entscheiden wir uns für die zweite Option, ein Fehler, wie sich herausstellen
soll.
Der Grenzübertritt ist im
Vergleich zu damals unkompliziert, 100 US$ für rasch ausgestellte 2 Visa,
allerdings Straßengebühren und Autoversicherung in zambischen Kwacha, wofür es
aber keine Wechselstube und keinen Geldautomaten gibt. Entsprechend wird man
von Schwarztauschern umringt, immer unsicher, ob wir uns bei einem Tausch nicht
strafbar machen. Aber es bleibt uns ja nichts Anderes übrig, das Ganze Theater erscheint
geduldet, wenn nicht erwünscht. Es ist wichtig, kurz beim Währungsrechner im
Internet den Kurs nachzuschauen, damit man ein Verhandlungsziel hat, was danach
allerdings mühsam herbeidiskutiert werden muss.
Das südliche Zambia haben
wir vor 11 Jahren bereist, damals waren wir recht enttäuscht, vieles wirkte
vernachlässigt bis heruntergekommen wie der Kafue Nationalpark. Diesmal wollen
wir uns im Süden nicht weiter aufhalten, auch die Viktoria-Fälle haben wir
schon mehrfach sowohl in Zimbabwe wie Zambia besucht, sodass wir zügig nach Nordzambia
fahren wollen und deshalb nur nach Landkarte die als Hauptstraße gekennzeichnete
von Katima nach Livingstone führende Route nutzen und nicht noch mal in einen
aktuellen Reiseführer schauen. Nach wenigen Kilometern entpuppt sich diese „Haupt“-Straße
als eine unbefahrbare Ansammlung von bis zu mehreren Metern großen und bis ca.
50 cm tiefen Schlaglöchern, fast als wenn hier über 120 km Bomben abgeworfen
worden wären. Dabei wurde diese Straße erst 2004 von deutschen Firmen gebaut.
Das ist ein Problem, das wir in mehreren Ländern Afrikas an allen möglichen
Stellen immer wieder beobachten: keine Pflege, keine Wartung, unklar ob aus
Mangel an Ressourcen oder Gleichgültigkeit (was uns allzu oft den Eindruck
macht).
Die hier entlang der
Straße lebenden Menschen haben offensichtlich über die Jahre neben ihr eine
Piste „herausgefahren“, die wir so mit etwa 15 km/h entlangholpern, sodass wir
für die 120 km gut 7 Stunden brauchen, wobei uns nach etwa 80 km die Dunkelheit
einholt und wir etwas abseits der Piste in einem Wald eine recht ebene Stelle
finden und „wild“ campen. Für diese Zwecke ist unser Wagen natürlich wie
geschaffen: sehr hoch, also kaum einbruchsgefährdet mit reichlich Frischwasser,
großen Tanks für Abwasser und Toilette sowie Solarpanelen, autark sozusagen.
Auf unseren vielen Reisen im südlichen Afrika haben wir, unter Beachtung gewisser Basisregeln wie Meiden großer Städte, nachts nicht draußen laufen, keine Zurschaustellung von Wertgegenständen etc., allerdings keine einzige bedrohliche Situation erlebt. So bleiben auch dieser Abend mit Essenkochen und die Nacht angenehm ruhig und entspannend.
Am nächsten Morgen
ruckeln wir weiter bis Kazungula und dann auf besserer Straße nach Livingstone,
eigentlich eine quirlige touristische Stadt, aber wir merken, dass noch keine internationale
Reisesaison ist.
Weiter geht es Richtung
Hauptstadt Lusaka. Im Unterschied zu Namibia fallen uns die zahllosen Radfahrer
auf, was einen Biker wie mich natürlich freut. Allerdings wird hier nicht aus
sportlichen Gründen gefahren, sondern zum Materialtransport, sodass ich mich in
Anbetracht der aufgeladenen Lasten fast schäme, zu Hause für meinen
Wochenendeinkauf einen Fahrradanhänger zu nutzen.
Schon vor 11 Jahren ist uns aufgefallen: das Handy-Netz hier ist sehr gut ausgebaut, da kann ich im heimischen Ostfriesland nur staunen. So ist auch jetzt mit nationaler SIM-Karte in einem Router im Auto der Internetzugang problemlos, was uns immer mal wieder bei kleinen Alltagsfragen hilft.
Weniger schön am
zambischen Radfahren ist die prinzipiell fehlende Beleuchtung, sodass wir bei
einbrechender Dunkelheit lieber Halt machen.
Nach einem Zwischenstopp auf dem schönen Moorings Campingplatz, den wir schon früher benutzt haben, erreichen wir am nächsten Tag Lusaka und fahren erstmal auf den Eureka-Campingplatz am Rande der Großstadt, auf dem vor 11 Jahren die Idee zur Transafrika-Tour entstand. Trotz der Großstadt-Nähe tummeln sich auf der Zufahrt Zebras, Antilopen und Affen.
Der Campingplatz selbst ist zu unserem großen Erstaunen völlig leer, wir sind die einzigen Gäste, keine Overlander zum Erfahrungsaustausch (schluchz).
Am nächsten Morgen geht´s
rein nach Lusaka. Vor 11 Jahren kam es uns irgendwie sehr fremd und unheimlich
vor, ganz anders jetzt, wobei mir nicht klar ist, ob sich Lusaka geändert hat
oder nur unsere Sichtwiese nach vielen Afrika-Touren. Ganz europäisch kämpfen wir
uns jedenfalls durch einen Dauerstau in der gesamten Stadt.
Da der Gurt mich gegen die Rückenlehne drückt und ich so noch mehr schwitze (unser Wagen ist 36 Jahre alt und hat natürlich keine Klimaanlage), fahre ich ohne, gefundenes Fressen für einen Straßenpolizisten, den ich unter Verzicht auf eine Quittung von 300 Kwacha (ca. 15 Euro) auf 200 Kwacha herunterhandele. Mein Verweis auf die allgemein nicht sehr eng gesehene Gurtpflicht verfängt nicht, und für längere Verhandlungen fehlt mir bei der Hitze und dem dröhnenden und stinkenden Verkehr die Ruhe (was sonst in Afrika durchaus hilfreich sein kann). Kurze Zeit später werden wir dann von einem Polizei-Pick-up überholt, dessen Mitfahrer auf der Ladefläche natürlich alle angeschnallt sind!
Seisdrum, ansonsten haben
wir Lusaka gut überstanden und sind jetzt auf dem Weg nach Zambias Norden. Es
geht durch zahlreiche Dörfer mit allen möglichen bunten Straßenständen sowie „fliegenden“
Händlerinnen, die sich auf jedes haltende Fahrzeug, insbesondere die kleinen
Überlandbusse stürzen.
Unser Ziel ist der South
Luangwe National Park, über den wir schon in TerraX-Sendungen tolle Bilder
gesehen haben. Aufgrund der wie erwähnt nur möglichen langsamen Durchschnittsgeschwindigkeit
müssen wir noch eine Nacht-Pause im Luangwe Bridge Campingplatz einlegen mit
sehr schönem Blick über den Fluss.
Weiter geht es dann über die recht imposante Luangwe-Brücke nach Chipata, dem Ausgangsort für den Park, den wir abends erreichen.
Mit Hilfe der App I Overlander, die wir schon oft zum Auffinden schöner Übernachtungsstellen genutzt haben, weil die Plätze immer sehr korrekt kommentiert werden, finden wir „Mamarulas“ Campingplatz, nicht übertrieben in Anbetracht der Ausstattung der dortigen Bar.
Am Folgetag finden wir, auf der Zufahrt begrüßt von Elefanten, einen sehr schönen Campingplatz direkt am Ufer des Luangwe, sodass wir hier noch außerhalb des Nationalparks zahlreiche Nilpferde und Krokodile beobachten, die durchaus auch ans Ufer kommen. Also bleiben wir nachts besser im Auto, wir haben ja eine Toilette.
Auf diesem Campingplatz sind wir endlich mal nicht allein, eine holländische Familie ist mit einem ähnlichen, etwas größeren Fahrzeug unterwegs. So gibt es viel auszutauschen, Infos von anderen Transafrika-Reisenden sind immer hilfreich. Der Tag klingt mit traumhaftem Blick auf den Luangwe aus.
Da das Befahren von Nationalparkpisten mit eigenem LKW recht mühsam und sehr teuer ist, buchen wir lieber eine Fahrt mit einem Landcruiser, die bis in die Dunkelheit gehen wird, viele Tiere sind ja nachtaktiv.
Neben zu beobachtenden Antilopen, Elefanten, Flusspferden und zahlreichen Vögeln wird es in der Dunkelheit spannend. Ein Mitfahrer leuchtet mit einem hellen Scheinwerfer kontinuierlich die Umgebung ab. Wir sehen auf einmal zwei andere Fahrzeuge, die wie wir die Piste verlassen haben und zwischen Büschen durch das Geländer holpern. Und da entdecken wir im Lichtkegel tatsächlich einen großen, kräftigen und geschmeidig daher laufenden Leoparden, der sich durch uns offensichtlich gar nicht gestört fühlt. Ein toller Abschluss der Parktour!
Jetzt soll es weiter nach
Malawi gehen, zunächst aber zurück nach Chipata für Einkäufe und Tanken. Wir haben
nämlich gehört, dass es dort häufig keinen Treibstoff geben soll, sodass wir
lieber hier noch mal volltanken. Mit unseren 600 Litern Diesel haben wir eine so
gute Reichweite, dass wir in Malawi wahrscheinlich gar nicht tanken brauchen.
Unser Wagen verbraucht auf Asphalt je nach Fahrweise zwischen 20 und 23 Liter
auf 100 km, was für diese Art Fahrzeug gar nicht schlecht ist und uns eine
Reichweite von 2500 bis 3000 km gibt. Zum Glück haben die Tankstellen
inzwischen meistens die Möglichkeit zur Kartenzahlung. Ansonsten müsste ich
beim dem Wert hiesiger Währungen bald mit einem Bargeldkoffer tanken fahren. Die
Dieselpreise liegen hier übrigens zwischen etwa 1 Euro in Namibia und 1,80 Euro
in Malawi, da kommt bei unserem Tankvolumen ganz schön was zusammen.
Chipata ist nach unserem
Eindruck eine Stadt der Kleinmotorrad-Fahrer, oft sehr elegant mit Sonnen- und
Regenschutz, da die meisten Motorräder wohl als Taxis benutzt werden.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Grenze und wir sind gespannt auf Malawi, das wir ja noch gar nicht kennen.
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