Namibia
Am 25. April geht´s los mit dem Nacht-Direktflug von Frankfurt nach Windhoek, nach unserer Erfahrung die schnellste und angenehmste Verbindung, da man morgens gegen 7 Uhr auf dem Husea Kutako International Airport ankommt und noch den ganzen Tag vor sich hat. Früher ging das sehr nett mit Air Namibia, die sind aber leider pleite, sodass nur noch Eurowings diese Route fliegt. Unser Wagen stand ja nun seit 2019 auf der Ondekaremba Farm 7 km vom Flughafen entfernt (Familie Talkenberg, Elitours), mit Dutzenden anderer Reisefahrzeuge gut bewacht vom Mitarbeiter Cleo, der sich auch um die Batterien kümmert und uns jedes Mal vom Flughafen abholt. Wir hatten ihn von Deutschland aus gebeten, den Wagen schon vor unserer Ankunft zu Wilko´s Werkstatt die 40 km nach Windhoek zu fahren für einen letzten Check, Wechseln der Öle und Abschmieren. Alles hat prima geklappt, er steht heute Morgen bereit, fährt uns nach Windhoek, und es heißt zum letzten Mal Abschied zu nehmen von diesem netten Mann.
Auch bei Wilko ist alles nach Plan gelaufen, unser Wagen steht abfahrbereit auf dem Werkstatthof. Auch zu Wilko und seiner Frau hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. So wie er sich um Fahrzeugprobleme kümmert, konnten wir ihm bei gesundheitlichen Sorgen mit Rat zur Seite stehen. So war der Abschied ein wenig traurig, aber es gibt ja Whattsapp ;-)
Mitten in der Großstadt Windhoek gibt es einen sehr schönen und ruhigen Campingplatz (Urban Camp), den wir sehr für den Start einer Tour empfehlen können, man hat Zeit für Einkäufe, letzte Vorbereitungen und man kann schon mal der sonstigen Handy-Dauerpräsenz entfliehen ;-)
Da wir Namibia seit 2010 sieben Mal besucht haben, es für uns also schon fast „heimisches“ Reisegebiet ist, wollen wir diesmal ohne Umwege auf dem schnellsten Weg Richtung Zambia. Auf guter Teerstraße geht es nordwärts gen Otjiwarongo und kurz vorher rechts ab Richtung Okakarara, der Hauptstadt des Herero-Gebietes. Hier begrüßt uns schon am Rande der Hauptstraße die afrikanische Tierwelt.
Wir wollen zur Hamakari Farm am Waterberg. Diese ist seit 1908 inzwischen in der 5. Generation im Besitz der Familie Diekmann, die wir auf allen unseren Namibia-Reisen besucht und zu der wir inzwischen ein sehr freundschaftliches Verhältnis haben.
Der ein Stück von den Farmgebäuden entfernt liegende Zeltplatz mit sehr guten Sanitäreinrichtungen und Wasser und Strom am Stellplatz ist wunderbar mit Blick auf eine große Lichtung mit zahlreichen Termitenhügeln, auf der wir immer wieder, besonders in der Dämmerung, verschiedene Antilopenarten und Warzenschweine beobachten können.
Wunderbar ist es, wenn der
Inhaber Wilhelm uns in abendlicher Dunkelheit (hier so ab etwa 19.00 Uhr) zum
Zeltplatz begleitet und uns mit einer Lampe mit hellem Lichtstrahl den
südlichen Sternenhimmel erläutert, das Kreuz des Südens, die Magellan´schen
Wolken als mit bloßem Auge sichtbaren Galaxien und vieles mehr, ganz zu
schweigen von unserer Milchstraße, die wir bei fehlendem Umgebungslicht hier in
ihrer ganzen Schönheit bestaunen können.
Bei jedem Besuch auf Hamakari machen wir mit Wilhelm eine Tour über die riesige Farm von mehr als 16.000 ha.
Neben der Rinderzucht (in der Regel ein Rind je Hektar, in den letzten
Jahren wegen der Dürren aber deutlich reduziert) pflegt Wilhelm auch den großen
und vielfältigen Wildbestand, es gibt einen großen Bereich der Farm, der
hierfür reserviert ist und nicht anderweitig genutzt wird einschließlich eines
Bereiches für die bedrohten Geier (olfaktorisch eine Herausforderung).
Zitat Sabine Diekmann: "Da sprach die Gnu Kuh zur Kudu Kuh: du Kudu Kuh du. Da sprach die Kudu Kuh zur Gnu Kuh: du Gnu Kuh du!"
Wilhelm nutzt die Fahrten
immer zu umfangreichen Erläuterungen zur Tier- und Pflanzenwelt, jedes Mal
spannend und lehrreich. Leider gibt es viele Probleme mit Wilderei, im benachbarten
Communal Land der Hereros gibt es gar kein Wild mehr. Wilhelm geht wie andere
davon aus, dass es in naher Zukunft Wildtiere nur noch in geschützten Nationalparks
und auf privaten Farmen geben wird. Wir lernen auch den Unterschied zu
Wildzäunen an der Farm-Außengrenze (über 2 m hoch), durch die die Wildtiere auf
der Farm gehalten werden, und Rinderzäunen, die für die Wildtiere keine
Hindernisse darstellen.
Wilhelm ist in Namibia geboren, hat in Südafrika Agrarwissenschaft studiert und spricht neben Deutsch Englisch, Afrikaans und Herero, am interessantesten fand ich von Anfang an, dass er nach über 100 Jahren Leben der Familie in Namibia immer noch die leicht norddeutsche Sprachfärbung der vormaligen Heimat hat (was mir natürlich besonders entgegenkommt!). Am Abend ist es ein sehr schöner Brauch, dass wir Gäste an einer langen Tafel im Anbau mit der Familie zu Abend essen, Wilhelms Frau Sabine hat Speisen mit wunderbarer Verbindung deutscher und namibischer Küche kreiert, jedes Mal ein Genuss.
Und wenn es einem zu heiß wird, was ja oft der Fall ist, gibt´s einen Pool zum Abkühlen (übrigens wird auch einer am Campingplatz gebaut).
Wilhelm und Sabine sind zur Zeit dabei, schrittweise und überlappend die Farm an ihren ältesten Sohn Hartmut und dessen Frau Jana zu übergeben. Alle vier Kinder der Diekmanns haben übrigens in Deutschland studiert, drei leben auch weiterhin dort. Hartmut kümmert sich aktuell besonders um einen neuen Wirtschaftsbereich, die Holzkohle-Gewinnung. Das Land ist immer in der Gefahr, mit Akaziensträuchern zu verbuschen, was anderen Pflanzen das Wasser entzieht, sodass dieses Holz entfernt und zu Holzkohle für den Export u. a. nach Deutschland verarbeitet wird. Dies tun Dutzende Arbeiter aus Angola, für die eigens gemäß gesetzlicher Vorschriften ein Wohnbereich mit kleinen Häusern geschaffen wurde. (Nach Auskunft von Wilhelm lassen sich Hereros nicht als Arbeiter gewinnen, obwohl sie direkt in der Nachbarschaft wohnen und meistens arbeitslos sind. Seine Farmarbeiter sind in der Regel Ovambos aus dem Norden Namibias in eigenen Häusern auf dem Farmgelände. Wenn sie, was leider nicht immer der Fall ist, lange und verlässlich bleiben, bekommen sie nach 5 Jahren eigenes Vieh mit eigenem Brandzeichen.)
Nach zwei schönen und erholsamen Tagen geht die Reise nun weiter. Der Abschied von Diekmanns ist richtig wehmütig, aber dauerhaft gilt er sehr wahrscheinlich nur für unsere „African Queen“, wir selbst sind so große Namibia-Freunde geworden, dass unser jetziger Aufenthalt sicher nicht der letzte sein wird.
Weiter geht´s durch Okakarara und dann etwa 100 km über Piste bis zur neuen Teerstraße von Gobabis nach Grootfontein, wir kommen gut voran. Unser heutiges Ziel ist Rundu am Beginn des Caprivi-Streifens nahe der angolanischen Grenze. Wir erreichen die belebte Stadt in der Dämmerung, der Verkehr ist dicht. Und dann übersehe ich eine nicht gut markierte Bodenwelle. Diese dienen in fast allen bisher besuchten afrikanischen Ländern einer rigorosen Geschwindigkeitskontrolle, die aber in keinem Verhältnis zur jeweiligen Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 oder 60 km/h steht. Würde man eine Schwelle mit der erwünschten Geschwindigkeit überfahren, würde es einem schlichtweg das Auto zerlegen, eine Geschwindigkeit von 5 km/h ist nach unserer Erfahrung die Obergrenze für diese durchaus aggressive Kontroll-Maßnahme. (Radar-Messungen sind in der Regel wohl zu teuer, obwohl sie, so vorhanden, nach meiner Erfahrung gerne am Beginn oder Ende einer Begrenzungszone verwendet werden, Geld stinkt halt nicht.) Die Bodenwellen sind uns schon in Südafrika auf die Nerven gegangen. Jede Dorfdurchfahrt weist etliche dieser Schwellen auf, Abbremsen auf 5 km/h, wieder Gas geben auf vielleicht 30, wieder Abbremsen usw., locker 6 bis 8mal je Dorf. Nur die namibischen Überlandstraßen verzichten auf diese Schwellen, sodass unser LKW mit seiner Maximalgeschwindigkeit von 85 km/h (bergab!) tatsächlich einen traumhaften Schnitt von 70 schafft. Wie wir in anderen afrikanischen Ländern noch aus verschiedenen Gründen sehen werden, ist ein Schnitt von 40-45 eher realistisch, was in der Reiseplanung unbedingt zu berücksichtigen ist, da man sein Tagesziel am besten im Hellen erreichen sollte. In Afrika im Dunkeln zu fahren ist eine echte Herausforderung und hochriskant, nicht nur wegen der Elefanten, deren Grau im Dunkeln schwer auszumachen ist und uns fast einen Unfall in Zimbabwe beschert hätte. Schwarze afrikanische Fußgänger in dunkler Kleidung nachts auf einer befahrenen Straße sind auch nicht zu unterschätzen, da ist man als Autofahrer schon nach kurzer Zeit nassgeschwitzt und mit den Nerven fertig.
Zurück zu Rundu: ich überfahre die nicht erkannte Schwelle nicht rücksichtslos mit der erlaubten Geschwindigkeit von 50, sondern vielleicht mit 25, was mit einem lauten Knall passiert, sodass ich zunächst denke, eine der Blattfedern ist gebrochen. Da der Wagen aber unverändert weiterfährt, stoppe ich nicht, sondern fahre noch etwa 10 Minuten zum Campingplatz, was sich als teurer Fehler erweisen wird. Als wir aussteigen, sehen wir schon aus allen Ritzen der Wohnkabine Wasser laufen. Ich öffne die Kofferraumklappe und sehe Wasser in Höhe von 5 cm stehen, wie sich zeigen wird, überall im Wagen. Es dauert eine Weile, bis ich alles Gepäck rausgeschmissen und das Leck gefunden habe. Durch den Rumms ist wohl Gepäck auf einen Hahn eines der beiden 250 Liter-Wassertanks geknallt und hat diesen zerschlagen, sodass sich der Inhalt ins Auto ergossen hat. Erst mal den Finger in den Schlauch gesteckt - ich kann nicht abschätzen, wieviel Wasser noch im Tank ist – und überlegt, wie ich den dicht bekomme. Birgit löst mich ab und ich krame im Werkzeugkasten: gottseidank, ich habe ja Schraubklemmen dabei und sogar einen Ersatzhahn, man kann echt nicht genug Teile und anderen Kram dabeihaben! Dann geht´s ans Feudeln, inzwischen im Dunkeln und mit engagierter Mückenbeteiligung, zum Glück unter Malaria-Prophylaxe, denn der Caprivistreifen ist bereits Endemie Gebiet (Birgit mit Maalarone, ich wie auch seinerzeit im Südsudan mit Doxycyclin). Abschließend erfolgt dann nach Austausch des Hahns die Schadensanalyse: ich sehe schon, dass eine 100 A Sicherung rausgeflogen ist, die den Wechselrichter (24 auf 220 Volt) absichert, der am Boden des Kofferraums festgeschraubt ist. Beim Test zeigt sich, dass er durch den Wassereinbruch hinüber ist, mal locker 1150 Euro. Außerdem hat der Schlag den Druckschalter der Wasserpumpe beschädigt, sodass wir ab jetzt bei Wassergebrauch jedes Mal die Pumpe in der Kabine am Schalter-Panel ein- und ausschalten müssen, möglich, aber nervig. Den Schalter gibt´s auch nicht als Ersatzteil (verdammte Wegwerfgesellschaft!), also zuzüglich 180 Euro für eine neue Pumpe. Außerdem kriegen wir die Teile natürlich nicht in Afrika, sodass Birgit sie beim nächsten Abschnitt ihrer Reisebeteiligung aus Deutschland mitbringen muss.
Der nächste Tag gilt der
Durchfahrung des Caprivi-Streifens, was wir schon öfter gemacht haben. Die
Straße ist inzwischen sehr gut, eine mindestens 50 km lange frühere
Schlagloch-Kampfstrecke ist inzwischen saniert. Wir stoßen wie gewohnt auf
Versprechungen am Straßenrand, die sich bisher nie bestätigt haben.
Diesmal allerdings werden sie gehalten!
Am Nachmittag erreichen wir am Ostende des Streifens die Grenzstadt Katima Mullilo, wo wir zwei angenehme Nächte und einen Erholungstag auf dem Campingplatz des Protea Hotels direkt am Ufer des Zambezi verbringen, was wir schon früher genossen haben. Damit endet der Namibia-Teil unserer Reise, morgen geht´s über den Zambezi und die Grenze nach Zambia.
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